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Sabine Häußermann von VisionHealth: „Unsere App ist soviel mehr als ein traditionelles Medizinprodukt“

Mit einem digitalen Inhalationsassistenten will VisionHealth Anwendungsfehler bei der Nutzung von Inhalatoren verhindern. Die App Kata analysiert, wie Patienten Medikamente inhalieren und gibt ein Echtzeit-Feedback. Warum davon nicht nur Asthma- und COPD-Betroffene profitieren, schildert VisionHealth Gründerin Dr. Sabine Häußermann im Interview.

 

Die Technologie- und Serviceplattform Alcedis Platforms bringt Wissenschaft, Technologien und Innovationen zusammen, um maßgeschneiderte Konzepte für qualitativ hochwertige Studien zu liefern. VisionHealth ist Teil des Netzwerks. Dr. Sabine Häußermann, Gründerin des Unternehmens mit Sitz in München, erklärt im Interview, warum Patienten von ihrem Inhalationsassistenten profitieren und warum die Medizintechnik mehr auf Digitalisierung setzen muss.

 

Dr. Häußermann, VisionHealth unterstützt mit der App Kata Patienten, die unter Atemwegserkrankungen leiden. Wie funktioniert Ihre App?

Aktuell befinden sich auf dem Markt rund 300 verschiedene Kombinationen von Inhalationsgeräten und Medikamenten – und jedes funktioniert anders. Manche müssen Patientinnen und Patienten schütteln, andere senkrecht oder waagerecht halten. Zudem ist schwer prüfbar, ob Erkrankte tief genug inhalieren und die richtige Menge des Medikaments in ihrer Lunge ankommt. Wir schätzen, dass 90 Prozent aller Nutzer Anwendungsfehler machen. Unsere App Kata, ein digitaler Inhalationsassistent, funktioniert ähnlich wie die Stimmen- und Gesichtserkennung des Smartphones. Mithilfe von Kamera und Mikrofon analysiert eine künstliche Intelligenz die korrekte Nutzung des Inhalatoren. Die KI erkennt, ob ein Patient das Gerät ordnungsgemäß schüttelt und ausatmet, bevor er das Medikament inhaliert. Denn das ist zwingend notwendig, damit in der Lunge ausreichend Platz für die Medikation herrscht. Noch während des Inhalierens erhält der Patient ein Echtzeit-Feedback und hinterher eine Zusammenfassung darüber, was bei der Medikamentenanwendung gut funktionierte und was beim nächsten Mal verbessert werden muss.

 

Lesen Sie hier mehr über Alcedis Platforms: Im Interview spricht Zana-Gründerin Julia Hoxha über die Chancen und Herausforderungen der Gesundheits-Fernüberwachung und warum die Forschungswelt von Alcedis Platforms profitiert.

 

Vor welchen Herausforderungen standen Sie zu Beginn?

Als wir VisionHealth gründeten, wusste niemand, dass eine App wie diese von der Medizinbranche angenommen wird. Aber Ärzten, denen wir von unserer Idee erzählten, waren schnell sehr begeistert. Neben der Echtzeit-Analyse lassen wir Patienten in der App Symptom-Fragebögen beantworten,  und auch zu Stimmung und gesundheitlichem Wohlbefinden. Daneben informieren wir über Wetter und Pollenflug, und zu Themen rund um Atemwegserkrankungen und Therapie. Damit können wir zukünftig auch Vorhersagen treffen, was eine Therapie beeinflusst und wie sie verläuft. Zudem lernt der Algorithmus der KI mit der Zeit dazu. Die KI erkennt, ob eine Behandlung für einen Patienten funktioniert, kann Prognosen zum Gesundheitszustand geben und könnte daran erinnern, bei Beschwerden oder verschlechterten Werten zum Arzt zu gehen. Vor allem bei Patienten mussten wir zu Beginn ein wenig Überzeugungsarbeit leisten. Viele waren der Ansicht, sie wüssten, wie sie das Gerät benutzen müssten. Zudem stellte sich bei manchen die Frage nach dem Datenschutz. Aber wir speichern die Daten, welche per Kamera und Mikrofon aufgenommen werden, nicht, sondern lediglich das Ergebnis.

 

Sie möchten weitere Partner von Alcedis Platforms kennenlernen? Lesen Sie hier das Interview mit Anna Windisch von Sleepiz.

 

Sie gehören zu den Platforms Partner von Alcedis. Was macht die Technologie- und Serviceplattform für Sie so interessant?

Unsere App ist nicht nur ein traditionelles Medizinprodukt, wir richten uns damit an Pharmaunternehmen, Wissenschaft, Krankenkassen und Patienten. In der Zukunft wollen wir den Gesundheitszustand von Atemwegserkrankten weiter verbessern. Dafür planen wir etwa, Wearables einzusetzen, um mehr Vitalwerte zu erheben. Die Idee hinter Alcedis Platforms treibt auch uns an: Wir wollen Digitalisierung und innovative Technologien voranbringen und in Zusammenarbeit mit anderen anbieten. Von Kooperationen zwischen Unternehmen wie unseren, CROs wie Alcedis und klinischen Studien profitieren alle Beteiligten: Therapieansätze und Geräte werden optimiert, der Gesundheitszustand von Patienten verbessert.

 

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Welche weiteren Vorteile sehen Sie für Alcedis, Ihr Unternehmen und die klinische Forschung?

Für uns zählt der Servicegedanke in der Medizintechnik. In der klinischen Forschung stellt sich oft die Frage, ob Patientinnen und Patienten für Studien richtig geschult wurden, ein Produkt ordnungsgemäß anwendeten und die Ergebnisse valide sind. Unsere App kontrolliert die Durchführung der Therapiemaßnahmen und führt dadurch zu sicheren Ergebnissen, die von Forschungsinstituten und CROs für neue Ansätze und Entwicklungen genutzt werden können.

Für Patienten minimieren wir mit unserer App potenzielle Nebenwirkungen wie etwa einen Pilz im Mund sowie den Umstieg auf andere Behandlungsmethoden. Asthma-Patienten wird beispielsweise ein Biologikum injiziert, wenn Inhalationstherapien nicht anschlagen. Die Wissenschaft geht aber davon aus, dass es eine sehr hohe Dunkelziffer von Patienten gibt, die einfach nicht richtig inhalieren. Mit unserer Technologie können wir diesen Umstieg verhindern und bessere Therapieerfolge mit Medikamenten erzielen, die weniger Nebenwirkungen verursachen.

Die Digitalisierung der Medizintechnik ist nötig, Unternehmen und Konzerne sollten mehr daraufsetzen. Daher freuen wir uns sehr, wenn Krankenkassen wie die AOK Bayern den Wert digitaler Innovationen erkennen. In einem Pilotprojekt unterstützen wir mit unserer App seit Ende des Jahres 1000 COPD- und Asthma-Patienten bei der Inhalation. Zudem arbeiten wir mit einem Medizintechnikhersteller daran, eine Vorschaltkammer, in die Sprays für Inhalationen hineingesprüht werden, in unsere App zu integrieren. Wir starten auch gerade eine Phase-2b-Studie mit einem Biotech-Unternehmen, das sich durch den Einsatz von Kata verspricht, homogenere Ergebnisse in der Studie zu erzielen, und dadurch die Fallzahl der Patienten verringern zu können.

Mit Kooperationen wie diesen verbessern wir das Wohlbefinden von Patientinnen und Patienten langfristig und können bessere Therapieerfolge erzielen.

 

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Text: Alcedis-Redaktion